Schüsse und Pirschzeichen

Anmerkungen zum richtigen Verhalten nach dem Schuss

Das Verhalten des beschossenen Wildes kann eine Information über die Lage des Schusses geben. Die Vielfalt der Geschosse, die heute Verwendung finden, rufen jedoch vermehrt Verhaltensweisen hervor, die sich der typischen Klassifizierung entziehen. Werden am Anschuss Pirschzeichen gefunden, kann mit dieser Information der Schuss weiter lokalisiert werden. Entscheidend für das habhaft werden des beschossenen Stückes, ist das Lesen der gefundenen Informationen mit dem entsprechenden Handeln im Anschluss. Wird nichts gefunden, heißt dies nicht automatisch Fehlschuss! Der Hund muss in diesem Fall für Klarheit sorgen. In vielen Situationen bringt das Wild das Ereignis oder den Schuss nicht mit dem Menschen in Zusammenhang. Diesen Vorteil darf man nicht leichtsinnig und unwissend verspielen. Drückjagden aber haben oft ihre eigenen Gesetze.

Der Kugelriss

Der klassische Kugelriss versteht sich als Berührungspunkt des Geschosses mit dem Boden. Aber auch der Geschosseinschlag in Bäumen oder an Felsen hat immer den Vorteil der genauen Lokalisierung der Geschossflugbahn. Die in der Vergangenheit häufig vertretene Meinung, dass der Kugelriss als Indiz für einen Fehlschuss gilt, kann man in der heutigen Zeit mit stärkeren Kalibern und modernen Deformationsgeschossen so nicht stehen lassen. Diese durchdringen nahezu ohne Verlust an Geschossgewicht den Wildkörper und können dadurch einen Kugelriss verursachen. Insbesondere bei Laufschüssen zeigt sich dieses Phänomen und die Kontrolle des vermeintlichen Fehlschusses mit einem erfahrenen Hund bringt oft erstaunliche Ergebnisse. Natürlich sind Anschüsse mit Kugelriss, aber ohne weitere Pirschzeichen wie Schnitthaar, Schweiß oder Knochensplitter eher selten, aber auch in diesen Fällen sollte der Hund über Treffer oder Fehlschuss entscheiden.


Magen- bzw. Pansenschüsse / Leberschüsse

Schüsse hinter dem Zwerchfell sind oftmals nicht sofort tödlich, die Stücke sind somit fluchtfähig, tun sich jedoch in Deckung oft nieder. Ergibt sich eine zweite Schussmöglichkeit, sollte diese unbedingt genutzt werden. Ein Großteil derartig getroffener Stücke verendet nach entsprechender Wartezeit. Sofortiges Schnallen von Hunden, freie Suche und sofortige "Anschussstürmung“ können den Erfolg jedoch unnötig schmälern oder zunichte machen!

Laufschüsse

Lauf- oder Keulenschüsse stellen das Gros der erschwerten Nachsuchen. Sie sind eine echte motorische Behinderung für das Wild. Dabei gilt die Faustformel, je schwerer das Stück, desto größer die Behinderung, desto größer die Erfolgsaussichten der Nachsuche. Allerdings sind die Stücke sehr lebendig und versuchen sich dem Verfolger zu entziehen. Deshalb sind Disziplin und das korrekte Verhalten bei Laufschüssen das Fundament für den Nachsuchenerfolg. Bei guten Gespannen liegt die Erfolgsquote dann über 90 %.
Ist ein Laufschuss eindeutig erkannt, soll das Wild "krank“ und nicht beunruhigt werden, der Gang zum Anschuss kann entfallen. Mit der alten Lehrmeinung, den Hund zu holen und sofort zu schnallen, muss man sehr vorsichtig sein! Das Wild stellt sich sehr oft schnell auf sein Handycap ein. Derart verhetzte Stücke sind mühsam nach zu arbeiten und die Chancen sinken rapide.

Krellschüsse und Gebrechschüsse   

Stücke die im Knall liegen und noch länger schlegeln, können gekrellt sein. Hier muss unbedingt nachgeschossen oder der Fangschuss angetragen werden, allerspätestens wenn die Stücke vorne hoch kommen (Sekundensache!). Es gilt sofort zu schießen, ohne Berücksichtigung der Stellung des Wildes zum Schützen! Die Chancen einer Nachsuche sind auch mit sehr guten Hunden gering. Krellungen am Rückgrat oder Kopf haben oft nur eine betäubende Wirkung. "Laufwerk und Maschine“ funktionieren tadellos. Sicher ist jedoch die geringe Überlebenschance für das Wild.

Lungenschüsse

Das Schusszeichen bestätigt sich durch Lungengewebe im Schweiß. Diese Stücke sind zu 99% nach normaler Wartezeit verendet. Doch auch bei diesem positiven Schusszeichen muss man mit einer Flucht von bis zu 150 m rechnen. Harte Geschosse verursachen z.T. nur kleine Ausschüsse, die keine oder nur sehr geringe Pirschzeichen erzeugen. Der gewissenhafte Umgang mit derartigen Anschüssen wird die Jägerschaft verstärkt fordern, einen geeigneten Hund zur Kontrolle einzusetzen.

Tellerschüsse und Kopfschüsse

Diese Schussversuche sind zu risikoreich und können fatale Folgen für das Wild haben, nicht für den Verursacher. Die Trefferfläche dieser sogenannten "Küchenschüsse" entspricht der Größe eines Hühnereis und schon 2 cm Abweichung verfehlen die schlagartige Tötung und führen zu Treffern im Nacken-, Gebrech- oder Drosselbereich. Nachsuchen auf diese Stücke gehören mit zu den Schwersten, da diese Verletzungen keine direkten Auswirkungen auf Motorik oder lebenswichtige Organe haben. Die Erfolgsaussichten solcher Nachsuchen sind gering, das dem Stück zugefügte Leid sehr hoch! Teller- und Kopfschüsse sind in der jagdlichen Praxis völlig indiskutabel und unprofessionell.