Jagdpraxis
Vor dem Schuss
Markante Geländepunkte im Hintergrund des Stückes einprägen, um später den Anschuss besser finden zu können.
Das Stück möglichst mit erhobenem Haupt beschießen, damit sich während der Flucht der Wundkanal nicht mit Decke bzw. Schwarte verschließt.
Von Küchenschüssen "auf den Träger“, bzw. "hinter den Teller“ ist generell abzuraten, da dann auch bei versierten Schützen die Möglichkeit eines nicht tödlichen Treffers nie ganz ausgeschlossen werden kann.
Gehen Sie nicht mit dem Absehen am Lauf hoch und schiessen Sie nicht aus dieser Bewegung heraus, sonst sind Laufschüsse vorprogrammiert.
Möglichst "durch das Feuer sehen“, um ein eventuelles Zeichnen zu erkennen.
Richten Sie sich immer auf einen zweiten Schuss ein!
Nach dem Schuss
Sofort nachladen und auf dem Stück bleiben. Sofern es flüchtet, nachschießen solange es geht.
Bei Stücken, die nach dem Schuss wieder auf die Läufe kommen, handelt es sich oft um Krell-, Lauf- oder Gebrechschüsse; schwierige Nachsuchen, deren Erfolg niemand vorhersagen kann.
Auf krankes Wild ist jeder Schuss waidgerecht!
Denken Sie nicht "Das fällt gleich um"- handeln Sie!
Bis hierhin konnten Sie agieren, nun können Sie nur noch reagieren. Die richtigen Entscheidungen zu treffen haben Sie aber immer noch in der Hand.
Sammeln Sie sich und prägen Sie sich das Erlebte nochmals ein: Standort des Wildes, Einwechsel, Kugelschlag, Verhalten, Klagen, etc.
Bewahren Sie Ruhe und warten Sie, bis Sie zum Anschuss gehen. Wie lange Sie warten sollten, hängt von der Örtlichkeit und der vermuteten Trefferlage ab.
Der Anschuss
Wenn Sie die Sprache verstehen, liest sich der "Tatort" Anschuss wie ein Buch, behandeln Sie ihn auch so!
Gehen Sie den Anschuss möglichst allein und ruhig an, das Stück könnte noch in der Nähe sein.
Gehen Sie auf dem Weg zum Anschuss nicht über die Fluchtfährte, Sie könnten ungewollt die Fährte vertreten.
Wenn Sie auf den ersten Blick etwas gefunden haben, nehmen Sie es mit, bevor Maus, Fuchs oder Eichelhäher es aufnehmen. Es kann später Hinweise auf den Sitz der Kugel geben.
Überlassen Sie den zweiten gründlichen Blick dem Schweißhundführer, der weiß, was und wo noch etwas zu finden ist.
Sie finden am Anschuss nichts, dann sollte der Schweißhundführer den Anschuss prüfen und nicht der halbe Hegering. Kontrollieren Sie noch den Einwechsel und verbrechen Sie diesen.
Informieren Sie den Schweißhundführer schnellstmöglich, unabhängig von Wochentag und Uhrzeit! Sie stören einen Schweißhundführer nicht. Mehr als 10 Prozent von Kontrollsuchen nach einem angeblichen Fehlschuss führen doch noch zum Erfolg. Bei der Verwendung von bleifreien Deformationsgeschossen kann sich dieser Anteil weiter erhöhen.
Gehen Sie der Fluchtfährte nur nach, wenn Sie sicher sind, das Stück verendet zu finden (z.B. Lungenschuss).
Laufen Sie nie auf der Fluchtfährte, immer versetzt.
Verbrechen Sie den Anschuss und/oder Einwechsel deutlich.
Schnallen Sie auf keinen Fall mal einfach so den Hund, damit reduzieren Sie die Erfolgsaussichten einer späteren Nachsuche erheblich.
Einzeljagd
Bei der Pirsch ist es wichtig, den eigenen Standort bei der Schussabgabe zu markieren, z.B. durch kratzen mit der Ferse am Boden.
Stellen Sie sicher, dass die Nachsuche im Verlauf nicht durch Unterbrechungen an der Grenze gestoppt werden muss.
Gesellschaftsjagd
Orientieren Sie sich nach der Einnahme Ihres Standes.
Setzen Sie sich Grenzen, bis wohin Sie auf flüchtiges Wild schießen werden.
Beschießen Sie jeweils nur ein Stück im Rudel/Rotte, aber dieses so lange bis es liegt.
Stellen Sie das Schießen ein, wenn Sie mehr als zwei ungeklärte Anschüsse produziert haben bzw. das erlegte Wild nicht sichtbar für Sie verendet liegt.
Das Wild kommt schnell und überraschend - versuchen Sie trotzdem sich die Anschüsse einzuprägen.
Ziehen Sie möglichst keine erlegten Stücke über Fluchtfährten. Untersuchen Sie Ihr erlegtes Stück vor und während dem Aufbrechen auf Schussverletzungen, die nicht von Ihnen sind und melden Sie diese unbedingt dem Ansteller.
Markieren Sie den Aufbruch von krank geschossenem Wild, das Sie erlegen konnten.
Wird zentral aufgebrochen, markieren Sie die Stelle, an der ein krank geschossenes Stück zur Strecke kam.
Teilen Sie wichtige Beobachtungen bzgl. krankem Wild mit.
Informieren Sie Ihren Ansteller unaufgefordert über alles, was ein Schweißhundführer wissen sollte. Nutzen Sie ein Anschussprotokoll auch wenn von der Jagdorganisation keines bereitgestellt wird.
Es ist in der Verantwortung des Schützen, die Nachsuche zu melden!